In Lukas 15 erzählt Jesus die Geschichte einer Frau, die eine verlorene Münze sucht und ihr ganzes Haus durchfegt, um sie zu finden. Es ist offensichtlich keine große Münze. Sie liegt nicht einfach mitten auf dem Boden. Wahrscheinlich handelt es sich um eine kleinere Münze – irgendwo in einer Ecke.
Wenn ich über diese verlorene Münze nachdenke, frage ich mich, wie es um die verlorenen Seelen in unserer heutigen Welt steht. Besonders um jene, die niemand zu erreichen versucht.
Vier Wege der Mission
Obwohl es unzählige Formen interkultureller christlicher Arbeit gibt, hat Brooks Buser diese kürzlich in vier „Wege“ zusammengefasst und kategorisiert – jeder von ihnen ist wichtig und strategisch für den Auftrag der Gemeinde. Er beschreibt diese Wege folgendermaßen:
- Ausbildung von Pastoren für die eigene Nation
- Englischsprachige Gemeinden in interkulturellen Kontexten
- Gemeindegründung in der Mehrheitssprache
- Erreichen von Menschen innerhalb von Minderheitensprachgruppen, die derzeit noch unerreicht vom Evangelium sind
Der vierte Weg steht im Mittelpunkt dieses kurzen Artikels.
„Weg 4“ in der Praxis
Es versteht sich von selbst, dass die ersten drei Wege der Mission leichter und natürlicher verlaufen. Der vierte Weg hingegen erfordert ein enormes Maß an Hingabe und Einsatz. Es ist äußerst herausfordernd, sich Zugang zu diesen Gemeinschaften zu verschaffen, zwei Sprachen zu erlernen (wovon eine möglicherweise kein Schriftsystem hat), die Bibel zu übersetzen und unter einigen der schwierigsten Lebensbedingungen der Welt auszuharren.
Pastoren und Gemeindeleiter bauen oft auf natürliche Weise Beziehungen zu Christen aus anderen Ländern auf – sei es durch Bildungsprogramme oder Konferenzen. Dieser interkulturelle Austausch führt zu zahlreichen Initiativen, um Mitarbeiter in andere Länder zu senden. Viele dieser Verbindungen fördern Missionsarbeit in den ersten drei Wegen.
Weg 4 erfordert jedoch die konzentrierte Aufmerksamkeit einer Person, die eine Münze in der Ecke sucht. Diese Aufgabe erledigt sich nicht von selbst – nicht schnell und nicht beiläufig. Sie erfordert mehr Absicht, mehr Überlegung und mehr Zeit. Und das nicht nur von der Person, die bereit ist zu gehen, sondern – noch grundlegender – von der Gemeinde, die sie sendet.
„Weg 4“ in der Bibel
Die Bibel beschreibt die Mission des vierten Weges auf verschiedene Weise. Von „allen Geschlechtern“ in Gottes Verheißung an Abraham bis zu „allen Nationen“ im Missionsbefehl. Von der Prophezeiung Jesajas über die „Enden der Erde“ bis hin zu Johannes‘ Vision von der „großen Schar … aus jeder Nation und aus allen Stämmen, Völkern und Sprachen.“ Darüber hinaus sollte uns Paulus’ Argumentation in Römer 10 dazu bringen, unseren Ansatz für die Mission im vierten Weg ständig zu überdenken: „Wie sollen sie hören, wenn niemand predigt?“
Seit jene namenlosen Christen nach Pfingsten in ihre Heimatländer zurückkehrten, wurde der Missionsbefehl bis an die Enden der Erde getragen – von Menschen, deren Namen wir erst im Himmel erfahren werden. Der größte Teil des Fortschritts des Evangeliums geschah zweifellos durch das demütige Zeugnis von Männern und Frauen, über die niemals eine Biografie geschrieben wurde – oder hätte geschrieben werden können.
Und doch stehen wir auf den Schultern dieser unbekannten Zeugen. Wir wissen von Paulus‘ Eintritt nach Mazedonien, aber wir wissen nicht, ob dort nicht schon Mazedonier bei Pfingsten anwesend waren. Wir wissen von Paulus’ Wunsch, nach Spanien zu gelangen, aber wir wissen nicht, ob nicht schon Christen vor ihm dort gewesen waren. Wir wissen, dass Paulus, als er an die Gemeinden in Rom schrieb – einem Ort, an dem er selbst noch nie gewesen war –, bereits 26 Christen mit Namen nennen konnte, die dort in der Hauptstadt des Reiches lebten.
„Weg 4“ in unseren Gemeinden
Dass es immer noch Menschen gibt, die in geistlicher Finsternis ohne das Evangelium leben, ist eine Verantwortung der Gemeinden Gottes. Wir sind diejenigen, die Prediger aussenden. Wie stehen wir dabei da?
Wenn wir warten, bis sich Mitglieder von selbst für diese Aufgabe melden – wenn wir als Pastoren in dieser Angelegenheit passiv bleiben –, gehorchen wir dann wirklich Paulus’ Aufforderung in Römer 10? Welche Schritte können wir unternehmen, um unsere Gemeinden zu sendenden Gemeinden zu machen? Wenn sich kein Paulus und kein Barnabas unter uns zu erkennen gibt, können wir dann nicht beten, dass der Herr der Ernte mehr Arbeiter aussendet? Können wir das nicht auch öffentlich tun? Können wir Gebetsgruppen ins Leben rufen, die für Sprachgruppen beten, unter denen es noch keinen evangeliumszentrierten Zeugen gibt?
Diese und viele andere Fragen drängen sich jedem auf, der Paulus’ Argumentation in Römer 10 ehrlich und mitfühlend betrachtet. Während wir uns heute über die weltweite Verbreitung des Evangeliums seit dem Missionsbefehl Christi freuen, dürfen wir nicht die geistliche Dunkelheit vergessen, die noch nicht durchbrochen wurde. Es gibt noch viele Orte, die das Licht des Evangeliums brauchen.
Der Weg des Lichts zu den Verlorenen in der Finsternis kann mit Pastoren beginnen, die sich Fragen stellen wie:
- Gibt es noch mehr, was ich als Pastor tun sollte?
- Gibt es noch mehr, was unsere Gemeinde tun sollte?
- Sollte unsere Unterstützung für die Mission des vierten Weges anders aussehen als unsere Unterstützung für die anderen Missionswege, die wir mit Freude fördern?
- Wäre es sinnvoll, wenn unsere Ältesten dieses Thema gezielt besprechen?
Ich teile diese Fragen mit euch, weil ich selbst gerade mit ihnen ringe. Betet für mich, so wie ich für uns bete.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei 9marks. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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