Wer ist der Heilige Geist?

Das Thema des Heiligen Geistes führt bei vielen Menschen zu Verwirrung. Tatsächlich wird über kaum eine andere christliche Lehre so viel Unsinn verbreitet wie über die Lehre vom Heiligen Geist. Wenn wir also die Identität und das Wirken des Geistes verstehen wollen, müssen wir besonders sorgfältig darauf achten, dies im Rahmen und unter der Autorität der Heiligen Schrift zu tun.

Zum Glück hat die Bibel viel über den Heiligen Geist zu sagen. Die folgende (nicht vollständige) Übersicht der biblischen Lehre über den Geist soll helfen, unser Verständnis davon zu formen, wer Er ist und was Er tut.

Die Identität des Heiligen Geistes

Wenn wir begreifen, wer der Geist in sich selbst ist, dann können wir auch verstehen, wer Er für uns ist und was Er in unserem Leben bewirkt. Weil der Heilige Geist Gott ist, kann Er Gottes Gegenwart und Kraft in unser Leben bringen.

Eine einzigartige Person

Es kommt nicht selten vor, dass Menschen vom Heiligen Geist als „es“ sprechen – als wäre Er nur eine unpersönliche Kraft. Doch der Geist ist keine amorphe Macht oder bloßer Einfluss. Vielmehr ist Er eine Person – die dritte Person der Dreieinigkeit.

Ein weiterer häufiger Irrtum besteht darin, den Heiligen Geist mit dem Vater oder dem Sohn gleichzusetzen – als wäre der eine Gott mal der Vater, mal der Sohn, mal der Geist. Doch die Bibel macht unmissverständlich klar, dass Vater, Sohn und Geist drei unterschiedliche Personen sind. Im Matthäusevangelium zum Beispiel, bei der Taufe Jesu, treten alle drei Personen deutlich unterschieden in Erscheinung: Jesus, der menschgewordene Sohn, wird getauft; Gott, der Vater, spricht vom Himmel; und der Heilige Geist kommt „wie eine Taube“ auf Jesus herab (Matthäus 3:16–17). Es handelt sich also um drei unterscheidbare Personen innerhalb des einen ewigen Wesens Gottes, die jeweils in ihren spezifischen Rollen handeln.

Gerade weil der Heilige Geist eine persönliche und nicht bloß eine unpersönliche Kraft ist, kann die Bibel davon sprechen, dass wir mit Ihm in Beziehung stehen. Es ist eben Seine persönliche Natur, die es möglich macht, dass man Ihn betrüben kann (Epheser 4:30), dass man Seinem Willen widerstehen kann (Apostelgeschichte 7:51) und dass man Sein Wirken dämpfen kann (1. Thessalonicher 5:19). Und eben weil Er eine Person ist, können wir auch mit Ihm leben (Galater 5:16) und uns an Ihm freuen (Lukas 10:21).

Eins mit der Gottheit

Die enge Verbundenheit der drei Personen der Dreieinigkeit ist zugleich geheimnisvoll und wunderschön. So wie Jesus eins ist mit dem Vater (Johannes 10:30), so ist auch der Heilige Geist eins mit dem Vater und dem Sohn – so sehr, dass Er in der Bibel gelegentlich als „Geist eures Vaters“ (Matthäus 10:20) oder als „Geist Christi“ (Römer 8:9) bezeichnet wird. Die Schrift lehrt, dass der Heilige Geist sowohl vom Vater als auch vom Sohn gesandt wird (Johannes 14:16; 15:26; 16:7). Im Athanasianischen Glaubensbekenntnis heißt es daher zu Recht: Auch wenn jede Person eigenständig ist, „ist doch die Gottheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist eine, ihre Herrlichkeit gleich, ihre Majestät mit ewigem Bestand.“

Weil der Heilige Geist im Wesen mit dem Vater und dem Sohn eins ist, können wir gewiss sein, dass Er auch in Seinem Wirken mit ihnen übereinstimmt. Über das Kommen des Geistes sagte Jesus zu Seinen Jüngern: „Er wird mich verherrlichen; denn von dem, was mein ist, wird er’s nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkündigen“ (Johannes 16:14–15). Der Heilige Geist handelt also nicht unabhängig oder losgelöst – was Er tut, entspricht dem gemeinsamen Willen aller drei Personen der Dreieinigkeit.

Der Urheber der Schöpfung

Gleich im ersten Kapitel der Bibel begegnet uns der Heilige Geist als eigenständige göttliche Person im Wirken der Schöpfung: „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ (1. Mose 1:2). Der hebräische Ausdruck ruach Elohim bezeichnet hier den Geist als „Atem Gottes“, der in anderen Bibelstellen als Schöpfer und Lebensspender beschrieben wird (vgl. Hiob 33:4).

Der Heilige Geist, der die Welt geschaffen und das Wort hervorgebracht hat, ist derselbe, der neues Leben in den Gläubigen schafft.

Weil der Heilige Geist ewige Kraft besitzt, um Leben zu erschaffen und zu erhalten, erkennen wir: Seine persönliche Gegenwart ist das, was wir zum Leben brauchen. Psalm 104:29 spricht davon, dass die Schöpfung zum Staub zurückkehrt, wenn sie von Gottes Gegenwart getrennt ist. Doch dann heißt es: „Du sendest deinen Geist aus, so werden sie geschaffen, und du erneuerst die Gestalt der Erde.“ Der Heilige Geist ist die Quelle unseres Lebens.

Der Urheber der Heiligen Schrift

Der gleiche „Atem Gottes“, der die Welt ins Dasein rief, war auch an der Entstehung der Heiligen Schrift beteiligt – indem Er die menschlichen Autoren befähigte, Gottes Wort aufzuschreiben. Paulus sagt, dass die Schrift „von Gott eingegeben“ (theopneustos) ist (2. Timotheus 3:16), und Petrus schreibt, dass Menschen „vom Heiligen Geist getrieben“ geredet haben (2. Petrus 1:21). Diese Männer haben also „im Auftrag Gottes“ durch den Heiligen Geist gesprochen.

Weil der Heilige Geist der Urheber der Bibel ist, dürfen wir darauf vertrauen, dass sie wirklich Gottes Wort ist. Und weil Er sie geschrieben hat, müssen wir Ihm auch vertrauen, wenn es darum geht, sie zu verstehen. Was die Bibel zu uns sagt, ist das, was Gott selbst zu uns sagt – und nur Er hat Worte des ewigen Lebens (Johannes 6:68). Es ist daher weise, sich den Mann aus Psalm 1 zum Vorbild zu nehmen, dessen „Lust […] am Gesetz des HERRN ist, und der über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht“ (Vers 2).

Der Urheber der Neuschöpfung

Der Heilige Geist, der die Welt erschuf und die Heilige Schrift eingab, ist auch derjenige, der neues Leben in Christen wirkt. Als Jesus mit Nikodemus über die Wiedergeburt sprach, identifizierte Er den Heiligen Geist als Urheber dieses geistlichen Neuanfangs (Johannes 3:5–6). Auch der Apostel Paulus schreibt: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird derselbe, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Römer 8:11).

Dabei wirkt der Heilige Geist diese erlösende Neuschöpfung durch das Wort Gottes – das durch Sein Wirken „lebendig und wirksam“ ist und „schärfer als jedes zweischneidige Schwert […], es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist […] und ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebräer 4:12).

Jeder Gläubige hat das Wirken des Heiligen Geistes in der Neuschöpfung erfahren. Viele Christen können davon berichten, wie sie einst gleichgültig oder sogar abweisend gegenüber Gott waren, kein Interesse an Ihm hatten und ein Leben ohne Ihn führten – bis sie an den Punkt kamen, Ihn zu erkennen, Ihn zu lieben und Ihm nachzufolgen. Eine erstaunliche Veränderung, die sich allein durch das Wirken des Heiligen Geistes erklären lässt, der Menschen zu neuen Schöpfungen macht. Dieses Werk der Wiedererschaffung und Erlösung ist ein zentrales Thema der biblischen Lehre über den Heiligen Geist – und der wichtigste Aspekt Seines Wirkens.

Das Wirken des Heiligen Geistes

Auch wenn das Wirken des Heiligen Geistes mit jedem Aspekt Seiner Identität verknüpft ist, liegt der besondere Schwerpunkt des Neuen Testaments auf Seiner persönlichen und verwandelnden Tätigkeit im Leben der Gläubigen. Als Jesus die Jünger auf Seinen bevorstehenden Tod vorbereitete, stand das Versprechen des kommenden Heiligen Geistes im Zentrum Seiner Worte der Wegweisung, des Trostes und der Ermutigung an die Zwölf (Johannes 16:6–7). Jesus wusste: Es ist das persönliche Wirken des Geistes Gottes, das die Kraft besitzt, alle Gläubigen zu verwandeln.

Weil der Dienst des Heiligen Geistes untrennbar mit dem Wirken des Vaters und des Sohnes verbunden ist, ehrt und verherrlicht der Geist stets beide. Die Erlösung, die Er bewirkt, ist dieselbe Erlösung, die der Sohn durch Sein Blut erworben hat.

Überführung

Zunächst ist es Aufgabe des Geistes, die Welt von ihrer Rebellion gegen Gott zu überführen. Jesus sagte zu Seinen Jüngern: „Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht“ (Johannes 16:8). In einer Welt, die sich von der Wahrheit entfernt hat und gleichgültig gegenüber der Ewigkeit lebt, offenbart der Geist die Schuld im Herz des Einzelnen, damit er Buße tut. Der Geist hilft uns, zu erkennen: „Die Welt ist schuldig, weil ich schuldig bin – und ich brauche einen Retter, der mich von meiner Schuld befreit.“ Es ist der Heilige Geist, der Männer und Frauen befähigt, den Namen Jesu Christi anzurufen – und so gerettet zu werden.

Beistand und Beratung

Zweitens nannte Jesus den Heiligen Geist den Beistand (oder Tröster bzw. Ratgeber) und erklärte, dass Er den Jüngern zur Seite stehen werde, um sie an alles zu erinnern, was Jesus gelehrt hatte, damit sie die Wahrheit in die Welt hinaustragen konnten (Johannes 14:26). So wie der Geist die Schrift inspiriert hat, so berät Er uns auch beim Lesen derselben (Johannes 16:13). Jesus sprach die Wahrheit hörbar zu den Menschen, aber der Geist Christi wohnt in den Gläubigen und prägt Seine Lehre tief in ihre Herzen ein.

Umgestaltung

Jesus lehrte auch: Wer an Ihn glaubt und Ihm folgt, gehorcht Ihm: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt“ (Johannes 14:21). Der Geist hilft uns daher nicht nur, Gottes Wort zu verstehen – Er befähigt uns auch, danach zu leben. Wir können über die tiefgründigste Lehre, die kühnste Verkündigung und die theologisch fundierteste Wahrheit verfügen – aber sie bleibt ohne Frucht, wenn der Heilige Geist uns nicht bewegt, anrührt und ausrüstet. Denn: „Wer aber den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein“ (Römer 8:9). In der Schwachheit unseres Fleisches hilft der Geist uns (Römer 8:26) und gestaltet uns um in das Bild Christi (Römer 8:29).

Christus-verherrlichend

Abschließend lässt sich sagen: Die Person und das Wirken des Heiligen Geistes sind untrennbar mit der Person und dem Werk Christi verbunden. Weil der Dienst des Heiligen Geistes mit dem Wirken des Vaters und des Sohnes eins ist, verherrlicht der Geist stets beide. Die Erlösung, die Er wirkt, ist dieselbe Erlösung, die der Sohn durch Sein Blut erworben hat: „[Gott] sandte seinen eigenen Sohn […] und verurteilte die Sünde im Fleisch, damit die Gerechtforderung des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir […] nach dem Geist wandeln“ (Römer 8:3–4).

Und weil „niemand, der durch den Geist Gottes redet, sagt: ‚Jesus ist verflucht!‘, und niemand sagen kann: ‚Jesus ist Herr!‘, außer durch den Heiligen Geist“ (1. Korinther 12:3), wissen wir: Überall dort, wo Christus geliebt, gehorcht, gepredigt und verherrlicht wird, ist der Heilige Geist am Werk.

Das Wirken des Geistes ist absolut notwendig – sowohl für unser fortwährendes Wachstum in der Christusähnlichkeit als auch für unsere Brauchbarkeit im Dienst für Gottes Reich. Wir können nichts für Gott tun, solange nicht Gott selbst in uns wohnt und uns leitet.

Wenn wir also im Verständnis des Heiligen Geistes wachsen, wollen wir auch darum beten, dass Er uns erfüllt, bewegt, aufrüttelt und ausrüstet – für das Werk, zu dem Gott uns berufen hat.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei  Truth For Life. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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